Teil 4: Gute Freunde und prägende Menschen der Umgebung
- Peter Feßl
- 12. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Erinnerungen von Peter Feßl. Das Pfaffenhofener Mesnerhaus ist nicht nur ein Denkmal. Es war auch ein Zuhause. Autor Peter Feßl, der dort in den Nachkriegsjahren aufgewachsen ist, widmet dem fast 240 Jahre alten Haus eine kleine Serie – und erzählt im ersten Teil von der letzten Familie, die dort wohnte.

Was bleibt vor allem in der Erinnerung? Das Einkaufen war vergleichsweise unwichtig in meiner Kindheit. Frisches Gemüse schenkten uns Verwandte meines Vaters, die „am Gabis“, wo das Hippwerk heute steht, ein paar Gemüsebeete bewirtschafteten. Vom Metzger gab es – wenn überhaupt – Innereien zu reduzierten Preisen.
Spannend war das Milchholen zweimal die Woche: Beim Kramerbräu verkaufte Frau Hirschberger, die Mutter meines Klassenkameraden Ludwig, Milch frisch vom Melken. Mit einem Halblitermaß befüllte sie meine zerbeulte Kanne großzügig bis zum Rand. Interessant übrigens, dass der Literpreis von einer Mark über Jahrzehnte nahezu gleich geblieben ist.
Ja, es gab Bauernhöfe mitten in der Stadt, auch der Bortenschlager war ein Stadtbauer und hatte bis zum großen Hofbrand die Ökonomie an der Auenstraße, wo heute Wohnbebauung und ein Zahnarzt sich befinden. Das Geburtshaus meines Vaters befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bauernhof. Der Fotograf Clemens Fehringer hat die Reste dieses Hauses kurz vor dem Abriss noch in einem historischen Bild festgehalten.
Seitlich der Auenstraße lebte und arbeitete ein besonderer Freund von mir, zu dem ich „Onkel Karl“ sagen durfte: Der Malermeister Karl Hufnagel. In seiner Mittagspause besuchte er uns manchmal für ein paar Minuten und brachte mir das Schafkopfen bei. Einen „Aufglegten“ spielten wir, weil wir ja nur zu Zweit waren. Er erzählte auch spannende Geschichten, zum Beispiel von einer „ausgstochenen“ Kundin, die mehrmals kritisierte, dass die neue Küchenfarbe nicht ganz mit seinem Farbmuster übereinstimmte. Letztendlich überpinselte er sein Farbmuster, und die Welt war in Ordnung. Das imponierte mir. Hufnagels Sohn Egon führte das Geschäft noch viele Jahre weiter.
Noch einen Onkel gab es, den Onkel Doktor. Er hieß Dollinger und hatte seine kleine Praxis im ersten Stock überm Gubi. Klein und etwas rundlich ist er mir in Erinnerung, und das Mundaufmachen bei entzündetem Hals war schrecklich. Das Holzstäbchen hasste ich, wenn es meine Zunge berührte und drückte. Aber er war gemütlich und gutmütig und tröstete mit einer kleinen Schleckerei.
Wenn Dollinger verhindert war, gab es Doktor Makosch am Platzl, der bei jeder Grippe den tollen Spruch auf Lager hatte: „Eine Grippe dauert ohne Arzt vierzehn Tage und mit Arzt nur zwei Wochen.“ Ich mochte ihn, obwohl es bei ihm immer nach Zigarettenrauch gestunken hat. Weil ich nicht sonderlich fit war als Kind, waren Arztbesuche öfter mal an der Tagesordnung. Die schlimmsten natürlich beim Zahnarzt. Der hieß Doktor Keiss und praktizierte am Oberen Hauptplatz bei der Stadtapotheke. Wann immer es ging, habe ich Zahnweh verheimlicht…
Gerne dagegen besuchte ich den Schuster Meidinger im Turm an der Stadtmauer. Er besohlte alte Schuhe und festigte die Nähte der Schulranzen wieder. Repariert wurde alles, was irgendwie möglich war, und Meidinger war ein Künstler. Das Schönste aber waren seine Geschichten, die der begnadete Erzähler sich einfallen ließ. Die ganze Serie im Pfaffenhofener Kurier.
Initiative "Unser Mesnerhaus"
Das Mesnerhaus zählt zu den ältesten Gebäuden Pfaffenhofens. Es steht leer – und zum Verkauf. Damit dieses kulturgeschichtlich wertvolle Haus nicht in anonyme Hände fällt, möchte der Freundeskreis Mesnerhaus, eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, es in einer Genossenschaft erwerben, sanieren und wieder mit Leben füllen. Die Vision: ein offener Ort für Ausstellungen, Veranstaltungen, Bildung und Begegnung – mitten in der Stadt, getragen von der Bürgerschaft selbst.
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