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Teil 5: Kirche und Geistlichkeit als Nachbarn

  • Peter Feßl
  • 10. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit
Erinnerungen von Peter Feßl. Das Pfaffenhofener Mesnerhaus ist nicht nur ein Denkmal. Es war auch ein Zuhause. Autor Peter Feßl, der dort in den Nachkriegsjahren aufgewachsen ist, widmet dem fast 240 Jahre alten Haus eine kleine Serie – und erzählt im ersten Teil von der letzten Familie, die dort wohnte.

Peter Feßls Taufe durch Kaplan Michael Ulrich. Neben dem Taufpaten die Hebamme Heckmeier, die Großmutter väterlicherseits von Max Heckmeier,dem Zauberer und Volkstänzer.
Peter Feßls Taufe durch Kaplan Michael Ulrich. Neben dem Taufpaten die Hebamme Heckmeier, die Großmutter väterlicherseits von Max Heckmeier,dem Zauberer und Volkstänzer.

Zu einem Mesnerhaus gehören natürlich eine Kirche und ein Pfarrhof. Sankt Johannes Baptist war mir in-  und auswendig bekannt, die Grotte und die Turmtreppe natürlich auch. Ich durfte aber nie hochsteigen, der Turm, vor allem die Uhr, waren das Revier vom Uhrmacher Herzinger, der bis ins hohe Alter schaute, dass den Pfaffenhofenern die richtige Stunde schlägt.

Im Pfarrhof regierte Stadtpfarrer Grimm mit eiserner Hand. Ich mochte ihn nicht, vor allem seine Predigten missfielen mir, was nicht zuletzt an der Strenge der tiefen Stimme gelegen haben mag.

Zwei Kapläne waren Mitbewohner des Pfarrhauses. Einer davon war Michael Ulrich, ich durfte ihn „Onkel Michael“ nennen. Er begleitete fürsorglich meine ganze Kindheit. Seit der Taufe war er für mich der gute Geist. Er war unserer Familie sehr zugetan und besuchte uns fast jeden Abend. Er genoss die bescheidene Gemütlichkeit, die er der Strenge des Pfarrhofs vorzog. Als mein Vater verstorben war, schlüpfte er zuweilen in die Rolle eines Ersatzvaters und gab mir Ratschläge, die ich gerne annahm. Am dankbarsten stand man seinen medizinischen Kenntnissen gegenüber. Anlässlich einer schweren Krankheit besorgte er in mageren Nachkriegsjahren quasi ein lebensrettendes Medikament. Er war nämlich studierter Apotheker und wurde erst aus der Idee des Sühnegedankens heraus Priester.

Er gehörte zur Familie, spielte bei uns Geige (was im Pfarrhof nicht gerne gehört wurde) und spielte mit uns abends Karten. Seine Liebe zur klassischen Musik prägte mich nicht unwesentlich. Beethoven, Liszt und Brahms waren seine Favoriten.

Wenn wir gemeinsam Musik im Radio hörten, war die Welt für einen Moment verzaubert schön. Manchmal brachte er Brot und ein riesiges Stück Leberkäs mit, die gemeinsame Brotzeit war für alle etwas Besonderes. Für uns, und auch für ihn. Um so trauriger waren er und wir, als er die Pfarrei Pörnbach übernehmen sollte. Mit seiner neuen BMW-Isetta besuchte er uns dennoch immer wieder.

Es gab einen zweiten Kaplan, er hieß Bruno Fess, er besuchte uns kein einziges Mal und wurde später Pfarrer in Rohrbach.

 

1957 endete mein Aufenthalt im Mesnerhaus. Jugendgruppen, vor allem die Pfadfinder, fanden einen vorübergehenden Ort der Begegnung in diesem historischen Gebäude. Schließlich begannen 1976 die Umbau- und Sanierungsarbeiten für das geplante Heimatmuseum, wo dann für einige Jahrzehnte sakrale Kunst präsentiert wurde. Modernen Vorstellungen von einem Museum konnten die beengten Räumlichkeiten nie richtig entsprechen, allein schon deshalb, weil Wechselausstellungen nicht stattfinden konnten. Wegen baulicher Probleme ist das Mesnerhaus nun schon längere Zeit geschlossen und wartet auf bessere Zeiten.

Mit gemischten Gefühlen spaziere ich zuweilen an diesem Ort meiner Kindheit vorbei. Es überwiegt das gute Gefühl: Schön, dass ich dort wohnen durfte! Die ganze Serie im Pfaffenhofener Kurier.




Initiative "Unser Mesnerhaus" Das Mesnerhaus zählt zu den ältesten Gebäuden Pfaffenhofens. Es steht leer – und zum Verkauf. Damit dieses kulturgeschichtlich wertvolle Haus nicht in anonyme Hände fällt, möchte der Freundeskreis Mesnerhaus, eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, es in einer Genossenschaft erwerben, sanieren und wieder mit Leben füllen. Die Vision: ein offener Ort für Ausstellungen, Veranstaltungen, Bildung und Begegnung – mitten in der Stadt, getragen von der Bürgerschaft selbst.

Helfen Sie mit – werden Sie jetzt schon Mitglied unseres Freundeskreises und bleiben Sie auf dem Laufenden!



#unsermesnerhaus

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